
PSA - Schutz geht vor
Deine persönliche Sicherheit sollte bei jedem Projekt der erste Gedanke sein - egal ob beim Heimwerken oder als beruflicher Handwerker. Denn auf Baustellen aber auch in deiner Hobbywerkstatt gibt es viele potentielle Gefahrenquellen. Diese lassen sich auch niemals vollständig beseitigen, denn eine davon ist bereits das Werkzeug selbst, z.B. eine Kettensäge, oder eine typische Begleiterscheinung bestimmter Arbeiten, z.B. Bohrstaub. Deswegen haben wir einmal zusammengefasst, worauf es bei guter Schutzausrüstung ankommt.
I. Gesunder Menschenverstand
Die absolute Nummer eins unter der Schutzausrüstung besitzt du bereits und sie kostet dich nichts: dein gesunder Menschenverstand. Obwohl wir diesen als selbstverständlich betrachten, sollten wir ihn regelmäßig befragen - denn er kann durch nichts anderes auf dieser Liste komplett ersetzt werden. Lass dich nicht von der Routine und der Erfahrung täuschen, auch einem Profi passieren manchmal Fehler. Deswegen: überlege vor einem Arbeitsschritt, ob du zusätzliche Ausrüstung benötigst oder nicht.
II. Grundlegende Ausrüstung
Die Gefahrenquellen in der Werkstatt oder auf der Baustelle sind sehr vielfältig, häufig wird sehr spezielle Schutzausrüstung benötigt. Aber an vielen Stellen überschneidet sich dies auch, weshalb es eine Art "Basisausstattung" gibt, die jeder haben sollte und die man immer wieder benötigt. Hierzu zählen mindestens ein Paar gute Arbeitshandschuhe, schließlich bilden unsere Hände das Herzstück des "Hand"werks. Ebenso bei unzähligen Arbeiten notwendig ist eine gute Schutzbrille, denn es kann beim Schleifen, Hobeln oder Bohren immer zu herumfliegenden Splittern o.ä. kommen, welche eine sehr große Gefahr für das eigene Augenlicht darstellen. Zu oft vernachlässigt sind der Gehörschutz und der Atemschutz. Dass das Bohren und Schleifen oftmals Lautstärken wie bei einem startenden Flugzeug erreichen, ist vielen nicht bewusst - um langfristig einen Gehörverlust zu verhindern ist der Gehörschutz daher auch ein Muss. Gleichermaßen unterschätzt wird der Atemschutz: unsere Lunge atmet Durchschnittlich 10-15 mal pro Minute und wir können kaum länger als 3 Minuten ohne Sauerstoff überleben. Zu oft wird die Atmung als "selbstverständlich" betrachtet, dabei sind Staub, mikroskopische Partikel oder Chemikalien eine ständige Gefahr im Handwerk - Beispiele aus der Vergangenheit sind die Staublunge oder das Bäckerasthma, beides schwere Erkrankungen, ausgelöst durch feine Partikel. Daher ist der Schutz der eigenen Lunge unerlässlich. Etwas spezifischer für den Handwerker und weniger für den Heimwerker sind dann Schutzhelme gegen herabfallende Gegenstände wie Werkzeug auf der Baustelle oder auch Sicherheitsschuhe, die den Fuß vor schweren Quetschungen schützen. Oftmals verfügen gute Sicherheitsschuhe aber über verstärkte Sohlen, die ein eintreten von spitzen Gegenständen wie herausstehenden Nägeln verhindern und rutschfest auf nassen Oberflächen sind.
III. Spezifische Ausrüstung
Wie bereits erwähnt gibt es auch Schutzausrüstung für spezifischere Arbeiten - beispielweise beim Schweißen ist eine Schweißermaske ganz klar Pflicht, aber auch hitzebeständige Kleidung macht hier oftmals Sinn. Ebenso sind Knieschützer sehr sinnvoll bei Arbeiten in Bodennähe wie z.B. beim Fliesenlegen oder beim Pflastern. Nicht zu unterschätzen ist auch ein Rückenschutzgurt, der bei häufigem, schwerem Heben die Rückenmuskulatur und Wirbelsäule unterstützt und so Überanstrengung oder gar einen Bandscheibenvorfall vorbeugen kann. Für die Arbeit mit elektrischen Anlagen sollte immer isolierende Kleidung getragen werden, die ein überspringen der Elektrizität verhindert. Trotz größter Vorsicht und viel Erfahrung kann ein elektrischer Schlag nämlich schnell tödlich enden, weshalb zusätzliche Schichten aus nicht leitendem Material wie Gummi immer eine gute Idee sind. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Liste spezifischerer Ausrüstung unendlich lang ist - informiere dich daher in Fällen, in denen du dir nicht sicher bist, ob und welche spezielle Ausrüstung notwendig ist.
IV. Qualität und Preis
Das Thema Qualität ist untrennbar mit einem gewissen Preis verbunden - beim Thema Sicherheit ist es nicht ratsam, zu günstige Ware zu kaufen. Gerade Angebote aus Fernost locken hier gerne mit sehr günstigen Angeboten, die Qualität hinter diesen Produkten ist aber meistens schlecht. Warum ist das aber ein großes Problem? Weil der Großteil der Sicherheitsausrüstung auf die Eigenschaften bestimmter Materialien angewiesen ist, um schützen zu können. Diese Materialien haben aber ihren Preis und sind meist kompliziert zu verarbeiten. Ein sehr gutes Beispiel ist hier die Schutzbrille: eine hochwertige Schutzbrille muss herumfliegende Partikel, Funken, Chemikalien und Splitter abfangen können, ohne zu brechen, zu verätzen oder zu verkratzen. Gleichzeitig muss sie zu jeder Zeit eine klare Sicht bieten - darf also nicht beschlagen. Damit sie all dies erfüllen kann und generell robust und langlebig ist, wird sie aus besonderen Materialien wie Polycarbonat, Nylon oder Trivex gefertigt. Außerdem werden viele Schutzbrillen speziell beschichtet um Spiegelfrei zu sein und nicht zu beschlagen. Die günstigen Pendants aus Fernost sind häufig aus simplen, klaren Plastik oder anderen günstigen Kunststoffen, welche schnell brechen und sogar splittern können. Damit wird die Schutzbrille selbst zur Gefahr für das eigene Augenlicht. Wenn es um die eigene Gesundheit oder gar das eigene Leben geht, sollte man daher nicht leichtfertig sparen und sich der Qualität vor dem ersten Einsatz vergewissern.
V. Normen und Zertifizierungen
Um den Überblick bei der Qualität und Schutzleistung der eigenen Ausrüstung zu behalten, gibt es zum Glück diverse Normen und Zertifizierungen. Diese attestieren eine entsprechend hohe Schutzleistung und sorgen für ein beruhigtes Arbeiten. Die wichtigsten Zertifizierungen und Normen sind wie folgt: - CE-Kennzeichnung: sie ist eine grundlegende Anforderung für eine Vielzahl von Produkten, auch bei Sicherheitsausrüstung. - EN-Normen: die Europäischen Normen wie z.B. die EN 397 bei Schutzhelmen, die EN 149 beim Atemschutz, die EN 166 bei Schutzbrillen oder die EN 14605 bei Chemikalien-Schutzkleidung gewährleisten die Schutzwirkung dieser Ausrüstung. - ISO-Normen: diese Normen der Internationalen Organisation für Normung sind internationale Standards für die Anforderungen an Qualität, Prüfverfahren und bestimmte Leistungsmerkmale von Schutzausrüstung. Beispielsweise die ISO 13688:2013 ist eine grundlegende Anforderung, die jede Schutzkleidung erfüllen muss, um als Schutzkleidung bezeichnet werden zu dürfen. Dies sind nur grundlegende Zertifizierungen, die eine bestimmte Qualität und Schutzwirkung gewährleisten - es gibt noch unzählige Vorschriften und Normen, die sehr spezifischen Arbeiten und damit besonderer Ausrüstung zugeordnet werden müssen. Je nach Art der Arbeit sollte daher vorher geprüft werden, ob es noch zusätzliche Anforderungen gibt, die die Ausrüstung erfüllen muss, beispielsweise die Regeln der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV.
VI. Wartung und Inspektion
Auch Schutzausrüstung ist nicht immer Wartungsfrei - Beschädigungen und Materialermüdung können die Schutzwirkung reduzieren oder sogar aufheben. Deswegen sollte die Ausrüstung regelmäßig überprüft werden, defekte Ausrüstung sollte man nicht weiter verwenden und möglichst rasch ersetzen. Besonders komplexere Ausrüstung wie z.B. Auffanggurte müssen vor jedem Einsatz überprüft werden. Schäden wie Risse, Abnutzung, lose Nähte oder beschädigte Schnallen können einen im schlimmsten Fall das Leben kosten. Selbst unter Zeitdruck sollte man sich daher immer die Zeit nehmen, um seine Ausrüstung zu prüfen und zu warten.
VII. Komfort und Bewegungsfreiheit
Unkomfortable oder schlecht passende Ausrüstung verwendet man nur ungern - man neigt dann dazu, sie wegzulassen. Folglich kann die Ausrüstung dann ihren Job nicht machen, denn im Schrank nützt sie dir recht wenig. Achte daher darauf, dass deine Ausrüstung gut sitzt und bequem ist. Im besten Falle merkst du gar nicht, dass sie da.
VIII. Schulung und Sensibilisierung
Besonders für den beruflichen Handwerker macht es Sinn, regelmäßig sich selbst oder, sofern man welche hat, seine Mitarbeiter über Gefahren aufzuklären und über die korrekte Anwendung von persönlicher Schutzausrüstung zu schulen. Prävention ist zusammen mit dem zuvor angesprochenen gesunden Menschenverstand immer noch eine der besten Schutzausrüstungen - denn im besten Falle kommt es dann gar nicht erst zu Verletzungen, die durch Schutzausrüstung minimiert werden müssen. Ersetzen kann dies die Schutzausrüstung aber natürlich trotzdem nicht. Gleiches gilt selbstverständlich auch für den privaten Heimwerker: lerne deine Ausrüstung vor der Anwendung kennen, damit sie korrekt eingesetzt werden kann.
Fazit: Persönliche Schutzausrüstung - aber sicher!
Die eigene Gesundheit und das eigene Leben sollten jedem von uns heilig sein. Neben den offensichtlichen Gefahrenquellen gibt es genügend unsichtbare oder gut versteckte Möglichkeiten, selbst Schaden zu erleiden. Außerdem sind wir alle nur Menschen, und Menschen machen manchmal Fehler. Denn auch die Routine oder der Zeitdruck führen oftmals zu Verletzungen, die man mit passendem Schutz hätte vermeiden können. Damit du jederzeit guten Gewissens und auf alle Eventualitäten vorbereitet arbeiten kannst, nimm dir also die Zeit und investiere in vernünftige Schutzausrüstung - denn damit investierst du allem voran in deine eigene Gesundheit!
Diese Informationen wurden mit technischer Unterstützung erstellt.